EXPERTEN DES GEISTLICHEN LEBENS

Die spirituelle Formung der zukünftigen Priester

In mehreren seiner Ansprachen hat Papst Benedikt XVI an die Bedeutung des Gebetes im Leben und im Dienst des Priesters erinnert: vom Priester wird nicht erwartet, dass er sich mit allen aktuellen Entwicklungen des Denkens auskennt; ihm fällt die Aufgabe zu, ein Experte der Begegnung des Menschen mit Gott zu sein. Wie antwortet die Ausbildung in Evron auf diese Herausforderung?

DEN GEIST IN UNS BETEN LASSEN

Wenn die Seminaristen in unser Priesterseminar eintreten, haben sie meistens schon eine erste Erfahrung des persönlichen aber auch gemeinschaftlichen und liturgischen christlichen Gebetes. Sie haben seinen Wert schon erfahren, in der Freude wie in der Trockenheit eines scheinbar unbedeutenden Monologes. Der heilige Paulus erinnert uns aber daran, dass „wir nicht wissen, wie wir in rechter Weise beten sollen“, es ist der Heilige Geist selbst, der es uns lehrt. Darum dauert die Schule des Betens das ganze Leben, man hat nie ausgelernt im Gebet, das der spezifische Ausdruck unseres Glaubens, unserer Hoffnung und unserer Liebe, die auf Gottes Liebe antwortet, ist.

IN DER SCHULE DES BETENS DIE UNTERSCHEIDUNG LERNEN

Im Herzen der Erziehung der zukünftigen Priester wird die Ausbildung zum Gebet besonders gepflegt – speziell in der Gemeinschaft Sankt Martin, wo das innere Gebet untrennbar mit dem Tisch des Wortes und der Eucharistie verbunden ist. Diese Schule des Betens schöpft gleichzeitig an den geistlichen Quellen der Tradition und berücksichtigt die aktuelen Mentalitäten, den persönlichen Weg jedes Einzelnen und die religiöse Psychologie, die das christliche Dasein und die priesterliche Berufung der Seminaristen prägt. Das Ziel ist, ihnen zu helfen, ihre persönliche Beziehung zum lebendigen Gott zu vertiefen und zu reinigen, sich für ein apostolisches Beten zu öffnen, dass ihrem zukünftigen Dienst entspricht. Das innere Gebet muss das bevorzugte Mittel sein, um die persönliche und pastorale Unterscheidungs- und Urteilsfähigkeit des Priesters im Glauben zu verwurzeln.

Der Geist lehrt uns zu beten.

Das geistliche Leben ist zentral im priesterlichen Dienst.

SPEZIALISTEN IN DER BEGEGNUNG MIT DEM HERRN WERDEN WOLLEN

Diese Ausbildung für das priesterliche Leben geschieht ebenfalls in der theologischen Ausbildung, im Gemeinschaftsleben, in der Liturgie, in der schrittweisen Einführung in den priesterlichen Dienst.

Seit dem Beginn seines Pontifikats hört Papst Benedikt XVI nicht auf, die zentrale Bedeutung des geistlichen Lebens für das Leben und den Dienst der Priester hervorzuheben, um die Gefahr des Aktivismus zu vermeiden. In einer Zeit, wo Viele fragend über die Zukunft des priesterlichen Dienstes nachdenken, ruft der Papst uns dazu auf, zu bedenken, dass die Gläubigen von den Priestern nur Eines erwarten: dass sie Experten jenes geistlichen Lebens sind, zu dem alle Menschen berufen sind, d.h. sie sollen Spezialisten der Begegnung des Menschen mit Gott sein. Wenn der Priester vor den Versuchungen des Relativismus nicht alle aktuellen Strömungen und Entwicklungen des Denkens kennen muss, so wird von ihm umso mehr erwartet, ein Zeuge der ewigen Weisheit zu sein, die uns im offenbarten Wort geschenkt ist.

NICHT NUR MEISTER, SONDERN AUCH ZEUGEN FORMEN

Entsprechen dem Wunsch Paul VI., ist das Ziel unseres Priesterseminars, Zeugen und nicht nur Meister formen. Darum ist jeder unserer Tage durch das Gebetsleben strukturiert. Das Gebetsleben entfaltet und erneuert sich jeden Tag vom Morgengrauen bis in die Abenddämmerung, sodass die ganze Person, in ihrem Sein und in ihrem Tun, Kraft und Licht schöpfen kann.

Das Zeugnis wurzelt im Gebetsleben.