HIRTEN FÜR DIE MISSION AUSBILDEN

Auf die pastorale Sendung vorbereiten

Das Seminar ist keine Management-Schule, wo es darum ginge, die für die Verkündigung des Evangeliums notwendigen Kenntnisse und Techniken zu erwerben, auch wenn diese Fragen ihren Wert haben. Die Ausbildung zielt in erster Linie darauf ab, dem Priesterkandidaten zu helfen, Gott in sich wirken zu lassen, Ihn seine ganze Person erfüllen und erleuchten zu lassen.

DURCH DAS GEISTLICHE LEBEN « IKONE CHRISTI » WERDEN

Es geht also darum, dass der zukünftige Priester oder Diakon ein reifer, verantwortungsbewusster und freier Mensch wird, vollkommen auf Den ausgerichtet, den er eines Tages verkünden soll; mehr noch, ganz Dem gleichgeformt, dessen Stellvertreter und Mitarbeiter er werden soll…

Diese Gleichformung vollzieht sich in der Ausdauer und im Erlernen des Gebets, das nicht von der Sorge um Wirtschaftlichkeit oder Effizienz motiviert ist, sondern von der einzigartigen Freude einer freundschaftlichen Herzensbegegnung. Wäre das Gebet aus Berechnung motiviert, wäre das Sprechen des Priesters nur ein Gerede mehr in einer ohnehin schon von Geräuschen übersättigten Welt. Nur das aus der Betrachtung in Geist und Wahrheit entsprungene Wort kann trotz seiner Unvollkommenheit eine bleibende Frucht tragen.

Gerufen, Christus zu repräsentieren.

Die gegenseitige Hilfe legt Zeugnis von der Liebe Gottes ab.

IM GEMENSCHAFTSLEBEN DIE LIEBE IN TAT UND WAHRHEIT LERNEN

Im Herzen unseres martinischen Charismas ist das Gemeinschaftsleben im Zentrum der Ausbildung in Evron. Darin können die Seminaristen die Selbsthingabe in den verschiedenen Diensten und in der Gegenseitigen Hilfe lernen. Im Geist des Gehorsam sind sie eingeladen, einen Sinn für Verantwortung und Initiative zu entwickeln, der für seinen späteren pastoralen Dienst notwendig ist. Mit den Mitbrüdern leben, Zeit verbringen, an ihrem Leben anteilnehmen, ist vor Allem eine Schule der feinfühligen Aufmerksamkeit, des Zuhörens, der Offenheit – wichtige Eigenschaften, wenn man glaubwürdig den Menschen verkünden möchte, wie sehr sie von Gott geliebt sind. Wozu bis an die Enden der Erde evangelisieren wollen, wenn man nicht mal in der Lage ist, mit den Mitbrüdern eine wahrhafte Liebe zu leben?

ERSTE APOSTOLATE

Geformt durch das Gebet und vom Gemeinschaftsleben durchtränkt, sollen die Seminaristen im Laufe der Ausbildung auch die Erfahrung der apostolischen Arbeit machen. Das geschieht hauptsächlich an drei Orten:

  • Pfarre: Das Leben einer Pfarrei, mit seinen Schwierigkeiten und Freuden, entdeckt der Seminarist in einem einjährigen Praktikum im 4. Ausbildungsjahr und in kürzeren Sommerpraktika.
  • Jugend: In Sommerlagern der Pfarren oder bei der Route Saint-Martin kann der Seminarist vor den Jugendlichen von der Radikalität der Liebe Gottes Zeugnis ablegen.
  • Die Ärmsten: Als eine echte Schule des Mitleidens erinnert das Leben mit den Ärmsten (z.B. in Lourdes) den zukünftigen Hirten an die besondere Aufmerksamkeit, die er den Ärmsten und Schwächsten schuldet – nach dem Vorbild Sankt Martins.

Diese Konfrontation mit der pastoralen Realität fördert die Unterscheidung der Berufung; sie legt die Stärken und Schwächen des Seminaristen offen, die Orte an die er sich persönlich gerufen fühlt, und sensibilisiert ihn gleichzeitig für die Universalität seiner Sendung und für die notwendige Verfügbarkeit für den Ruf der Kirche und der Gemeinschaft.

Das Apostolat ist ein konstitutiver Bestandteil der Berufungsunterscheidung.