Beauftragung zum Lektorat: Der Dienst für das Wort Gottes

Montag, 01. März 2022

Kurz vor Beginn der Fastenzeit, beauftragte der Generalmoderator der Gemeinschaft Sankt Martin die Seminaristen des fünften Ausbildungsjahres zu Lektoren. Papst Franziskus betonte in seinem im November 2021 veröffentlichten Motu Proprio Spiritus Domini, dass dieser Dienst im ganzen Volk Gottes seinen Platz habe und Frauen und Männern aufgrund ihrer Taufberufung übertragen werden könne. 

Die zehn neuen Lektoren.

Auch wenn der Lektorendienst nicht exklusiv an das Weihesakrament gebunden ist, so kommt dieser Beauftragung im Rahmen der Priesterausbildung eine besondere Bedeutung zu. Die Ratio für die Priesterausbildung beschreibt diesen Dienst als Hilfestellung und Vorbereitung für den künftigen Dienst. Für die Gemeinschaft im Priesterseminar ist diese Beauftragung ein Grund zur Freude. Unter den 10 neuen Lektoren findet sich auch Lukas, ein deutscher Seminarist der Gemeinschaft Sankt-Martin. Wir haben ihm drei Fragen gestellt:

Was ändert die Beauftragung zum Lektoren das in deinem Leben?

Ich verstehe das als eine Aufforderung dazu, ein „Mann des Wortes“ zu sein und das immer mehr zu werden – wie der Moderator unserer Gemeinschaft sagt. Wenn die Kirche mich zu diesem Dienst beauftragt, dann ist es ein bisschen wie die Feststellung, dass ich mit dem Wort Gottes vertraut bin beziehungsweise daraus lebe. Ich kann damit unserer Gemeinschaft und der Kirche insgesamt dienen. Zugleich bleibt aber auch noch Luft nach oben: Die Beauftragung ist auch ein Auftrag, das Wort Gottes noch besser zu kennen und noch mehr zu lieben. Letztlich bedeutet das für mich konkret: Christus, das Wort des Vaters, noch besser kennen und noch mehr lieben lernen.

Welchen Platz hat das Wort Gottes im Seminar?

Ich denke da sofort an die Lectio divina, die betende Lektüre der Schrifttexte. In der benediktinischen Tradition ist das ein echtes Handwerk, das über Jahre hinweg eingeübt werden muss. Ich mag dabei besonders den Gedanken der ruminatio: man „kaut“ das Wort – wie eine Kuh – immer und immer wieder bis es sich eingeprägt hat. Diese Lectio halten wir jeden Morgen. Sonntags treffen wir uns in kleinen Gruppen, um uns über die Texte auszutauschen, ein wertvoller Moment.

Danach denke ich auch das Stundengebet, das wir gemeinsam singen. Es besteht wesentlich aus Texten der Heiligen Schrift. Dann sind da selbstverständlich die exegetischen Vorlesungen, die einen großen Teil des Studiums einnehmen. Mit der Zeit merkt man, wie der tägliche Umgang mit der Bibel das eigene Leben prägt: die Gedanken, die Worte, das persönliche Gebet werden immer mehr vom Gotteswort durchdrungen.

Die Überreichung des Lektionars durch den Generalmoderator

Wie willst du ein « Mann des Wortes » sein?

In diesem Jahr habe ich mit einer „Lectio Continua“ der Heiligen Schrift begonnen (d.h. kontinuierlich die gesamte Bibel von Anfang an bis zum Ende lesen). Ich erinnere mich immer noch, dass eine Mitschülerin das gemacht hat, als wir uns auf die Erstkommunion vorbereitet haben. Ich weiß nicht, ob sie damals — mit 9 Jahren — so gut verstanden hat, was sie da gelesen hat, aber es hat mich auf jeden Fall beeindruckt.

Jetzt versuche ich jeden Morgen 20 bis 30 Minuten in meiner Bibel voranzukommen. Ich habe mir dabei ein System von Markierungen mit Symbolen und verschiedenen Farben angeeignet, um mit dem Text immer vertrauter zu werden. Gerade bin ich im Buch Numeri — etwas Lektüre bleibt mir also noch. Das ist vielleicht keine besonders große Sache, aber das erfordert meine Treue und ist ein zusätzlicher Kontakt mit dem Wort Gottes in meinem Alltag. Außerdem hat uns unser Moderator dazu eingeladen, unsere Tage vom Aufstehen bis zum Schlafengehen mit einzelnen Worten der Schrift zu verbringen. Das möchte ich gerne gezielt einüben.