Artikel über die Gemeinschaft in der Tagespost

24. April 2015 / Tagespost

http://www.die-tagespost.de/Ein-Weg-zur-geistlichen-Vaterschaft;art456,160198

Von Katrin Krips-Schmidt

Die „schnelle Eingreiftruppe“ der französischen Bischöfe: Die Gemeinschaft Saint Martin hat das drittgrößte Seminar für Weltpriester in Frankreich.

Wo hierzulande Glauben scheinbar Raum dadurch gewinnt, dass Gemeinden zusammengelegt und umstrukturiert werden, wo Seminare geschlossen und Kirchengebäude verkauft und anderweitigen Nutzungen dienstbar gemacht werden, tut sich beim Nachbarn Frankreich Gegensätzliches und reichlich Erstaunliches.

Dort war in der Diözese Blois das Anwesen für die angehenden Priester und Diakone zu klein geworden – sämtliche Zimmer waren belegt, auf den Gängen staute es sich, die Unterrichtsräume waren überfüllt, und in der Kapelle gab es keinen Platz mehr für weitere Chorgestühle. 2014 zog das Seminar der Gemeinschaft Saint Martin schließlich um – in eine andere Diözese, nach Laval. Hier, in Notre Dame d’Évron, einer ehemaligen Benediktinerabtei 260 Kilometer westlich von Paris gelegen, haben heute etwa hundert junge Männer ihr Domizil gefunden.

Ins Leben gerufen wurde die Gemeinschaft Saint Martin in den bewegten Jahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Abbé Jean-François Guérin, ein Priester aus dem französischen Bistum Tours, hatte Kontakt zu etlichen Studenten, die sich zwar zum Priestertum berufen fühlten, jedoch nicht in ein diözesanes Seminar eintreten wollten, da die Ausbildung dort nicht ihren Vorstellungen entsprach. Das von der Priesterbruderschaft St. Pius X. betriebene Seminar im schweizerischen Écône lehnten sie ebenfalls ab. Mangels Alternative gingen einige daraufhin ins Kloster, doch was sollten diejenigen tun, die einen Ruf zum Weltpriester hatten?

Und so gründet Guérin 1976 die Gemeinschaft Saint Martin, die „Communauté Saint Martin“, wie sie in Frankreich heißt oder auch kurz CSM, in Voltri in der Diözese Genua, über die der Erzbischof von Genua, Kardinal Giuseppe Siri, bis zu seinem Tod im Jahr 1989 ein wachsames Auge hat. 1993 siedeln Mutterhaus und Seminar nach Candé-sur-Beuvron in die französische Diözese Blois um. Die „ideologischen“ Vorbehalte, ja sogar „Kämpfe“ früherer Zeiten – als man in den sogenannten „progressiven“ Bistümern Priester in Soutane und Messen auf Latein noch fürchtete – scheinen sich in Frankreich langsam zu legen. Denn lange Zeit wurde die Gemeinschaft Saint Martin wegen ihres traditionellen Habitus und ihrer Ausrichtung an das Lehramt der Kirche an den Rand gedrängt – doch nun hat sich der Wind gedreht. Nach Paris und Toulon ist die Ausbildungsstätte der Communauté mittlerweile zum drittgrößten Seminar der Kirche Frankreichs aufgestiegen.

Acht Jahre Ausbildung, eines davon in der Pfarrei

Welches Geheimnis verbirgt sich hinter der unaufhörlich wachsenden Gemeinschaft, in die mittlerweile ein Viertel der Berufungen Frankreichs Jahr für Jahr eintritt?

Die jungen Männer, die hier acht Jahre Ausbildung durchlaufen – eines davon in einer Pfarrei, haben nicht selten bereits ein abgeschlossenes Studium oder eine andere Berufserfahrung hinter sich und kommen aus den verschiedensten Bereichen: Guillaume ist Jurist, Vincent, 34, hat zuvor mehrere Jahre bei einer amerikanischen Versicherungsgesellschaft gearbeitet, der zehn Jahre jüngere Bertrand ist Absolvent der ESSEC – einer der französischen Elitehochschulen, die heute zu den weltweit führenden Business Schools gehört. Der gleichaltrige Benjamin aus Lausanne hat gerade sein Ingenieursdiplom in der Tasche. Warum haben sich der Sohn eines Arbeiters und ehemalige militante Atheist, der zur katholischen Kirche konvertiert ist, und all die anderen ausgerechnet Saint Martin angeschlossen? Weil sie von der besonderen Atmosphäre, die im Seminar herrscht, beeindruckt sind. Einer drückt es so aus: Sein Leben habe „eine Richtung bekommen. In der Pfarrgemeinde habe ich es noch nie erlebt, dass man auf diese Weise Priester sein kann. Ich mag es, dass man sich hier nicht dafür entschuldigt, Priester zu sein.“ Und ein anderer sagt: „Ich war überrascht von der Balance zwischen menschlicher Zuwendung und Berufung dieser Priester. Hier macht man sich von sich selbst frei.“

Was ist bei der Gemeinschaft Saint Martin anders? Was entdecken die jungen Männer hier, was sie in den „normalen“ diözesanen Seminaren vermissen? Schließlich entscheiden sie sich für eine anspruchsvolle Ausbildung, die sich nach thomistischen Grundsätzen ausrichtet: Die in das Ausbildungshaus integrierte Hochschule für Theologie ist seit 2007 der Päpstlichen Lateranuniversität angegliedert. Ein hoher Stellenwert wird der Feier der Liturgie eingeräumt. Sie wird in ihrer lateinischen Form nach dem Messbuch Pauls VI. zelebriert – wenn auch nicht in der außerordentlichen Form, wie sie in anderen „traditionellen“ Priesterseminaren zelebriert wird. Durch die Liturgie treten wir in Kontakt mit Gott, so formuliert es der Generalmoderator der Gemeinschaft Paul Préaux: „Wenn wir nämlich unsere Aufmerksamkeit allein auf die Art und Weise konzentrieren, die Liturgie anziehend, interessant und schön zu gestalten, dann riskieren wir dabei, das Wesentliche zu vergessen: Die Liturgie wird für Gott und nicht für uns selbst gefeiert.“ Die Kleriker tragen Soutane, um Zeugnis von ihrem Stand abzulegen.

Doch an erster Stelle steht für alle hier, dass sie sich von dem Gemeinschaftsleben angezogen fühlen. Don Louis-Hervé Guiny, der Rektor des Priesterseminars, erklärt das mit dem Anspruch von Saint-Martin: „Wir formen hier in erster Linie Menschen – die Männer, die zu uns kommen, verzichten auf eine Frau, eine Karriere, eine Familie. Ihre Humanität als Mensch muss sich daher in einer authentischen spirituellen Väterlichkeit entfalten.“

Das Leben in der Gemeinschaft beugt den Gefahren der Einsamkeit in der Vereinzelung vor, denen Priester zuweilen in ihren Gemeinden ausgesetzt sind. Wenn sie an ihren Einsatzorten zumindest zu dritt leben, können sie sich in schwierigen Zeiten gegenseitig unterstützen und damit dem Abdriften in die Isolation entgegenwirken. Außerdem führen die Kandidaten auf den Priesterberuf den Haushalt in Eigenregie, angefangen vom Geschirrspülen bis hin zur Gartenarbeit, damit sie sich auf die Hingabe ihrer selbst vorbereiten können.

Ein weiteres Charakteristikum, das die Priester und Diakone der CSM auszeichnet, ist ihr hohes Maß an Flexibilität. Der Patron der Gemeinschaft, der heilige Martin von Tours, ist der Schutzheilige der Reisenden, und so sorgt er dafür, dass es den ihm anvertrauten Geistlichen ohne diözesane Bindung ohne Schwierigkeiten gelingt, von einem Ort an den anderen zu wechseln, je nachdem, wo sie hingerufen werden. Bisweilen wird die CSM daher auch als „schnelle Eingreiftruppe“ der französischen Bischöfe bezeichnet. Sie leitet zwei diözesane Internate, organisiert Freizeitlager für Jugendliche und veranstaltet Wallfahrten und Exerzitien.

Bisher ist die dem Heiligen Stuhl unmittelbar unterstellte Gemeinschaft Saint Martin in mehr als fünfzehn französischen Diözesen präsent, und dreißig Bischöfe haben sie um die Entsendung von Priestern gebeten. Sie sind derzeit außer in Frankreich auch in Italien und in Kuba tätig. Dennoch: Ganz geheuer ist dem Generalmoderator Don Paul Préaux ein so rasantes Wachstumstempo aber nicht. Schon gar nicht hört Don Préaux es gern, wenn man im Hinblick auf die CSM von „Erfolg“ spricht, wobei er sich auf eine Bemerkung von Kardinal Ratzinger bezieht, der – wiederum Martin Buber zitierend – im Jahr 2000 sagte, dass Erfolg „keiner der Namen Gottes“ sei. Seit zwei Jahren versucht Don Préaux den Aufwärtstrend abzubremsen. Weshalb? „Atemlosigkeit ist eine Gefahr für eine junge Gemeinschaft“, gibt er zu bedenken. Denn allen Gesuchen kann der Rektor gar nicht nachkommen. Schon vor zwei Jahren hätte er für die hohe Nachfrage 450 Seminaristen ausbilden müssen.

Kennenlernen können junge Männer und Frauen zwischen 17 und 30 die Gemeinschaft übrigens bei der jährlich stattfindenden Wallfahrt „Route Saint Martin“ – in diesem Jahr vom 30. Juli bis zum 10. August.

Die Gemeinschaft Saint Martin bietet auf ihrer Webseite vielfältige Informationen zu ihrem Apostolat:

www.communautesaintmartin.org

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Biographie

Jean-François Guérin

Jean-François Guérin naquit à Loches au cœur de la Touraine le 25 juillet 1929 d’Albert Guérin et de Camille Linard, charcutiers dans cette ville ; il fut baptisé le 9 mars 1930 dans la collégiale Saint-Ours sous le prénom de Jean. Ses deux parents sont originaires d’Artannes-sur-Indre où il suivit sa première scolarité, dans une famille qui n’était pas particulièrement marquée par la foi.

Installé chez sa mère à Paris, il s’ouvrit de sa vocation à un prêtre de Versailles. C’est pourquoi, contre l’avis de sa famille, il entra au séminaire de Versailles, en 1949, à vingt ans. Les premières années de sa formation furant vraiment fondatrices pour lui, marquées par la forte spiritualité sacerdotale enseignée par les formateurs sulpiciens. Ces années furent coupées par son temps de service militaire en Tunisie et marquées par le décès de son père. Premier tournant dans son itinéraire : il décida de quitter Versailles pour revenir à Tours, puis il intégra le Séminaire français de Rome et, le 29 juin 1955, il fut ordonné prêtre en la cathédrale Saint-Gatien par Mgr Gaillard.

D’abord vicaire à la cathédrale de Tours, il fut nommé aumônier des lycées Descartes, Balzac et Grandmont à Tours où sa santé souffre un peu de l’intensité de son engagement auprès des jeunes. Souvent il les emmena à Fontgombault, une abbaye bénédictine qui eut une importance centrale dans sa vie et son sacerdoce : il en devint oblat en 1961. Quittant Tours, il fut envoyé à Paris pour des études de droit canonique, qu’il commença en 1965.  Pendant ces études, il était aussi confesseur à la basilique du Sacré-Cœur de Montmartre, où il fut inspiré par les intuitions ecclésiales et missionnaires de Monseigneur Charles, recteur de la Basilique, avec lequel se créa une amitié. Les études terminées, il devint délégué général de l’Œuvre d’Orient en 1968 et garda cette charge, qui consistait à recueillir des fonds pour aider les écoles, dispensaires et œuvres caritatives dans les paroisses de toute la France, jusqu’en 1975.

À Paris, son ministère se déployait entre l’œuvre d’Orient, la mission de chapelain au Sacré Cœur et un ministère qui se dessina peu à peu auprès d’étudiants, hommes et femmes, qui le rejoignirent bientôt pour une heure d’adoration silencieuse mensuelle, à Montmartre. De ce silence, naquit l’idée d’une messe hebdomadaire en 1968. Elle est célébrée à la chapelle du Bon Secours, rue Notre-Dame-des-Champs, chapelle toute proche des bureaux de l’Œuvre d’Orient. L’abbé Guérin entendait donner à ces jeunes gens une solide formation centrée sur la vie intérieure, la vie sacramentelle, sur le discernement des vocations, mariage, sacerdoce, vie religieuse. Son action apostolique auprès de ce groupe comprendra aussi des camps – un mélange entre retraite et vacances, ce qui donna naissance aux futurs « Routes Saint-Martin ». Mais dans le temps de la réforme liturgique, il leur transmit aussi sa docilité envers les décisions du Concile et du Pape, face à certains qui ne veulent rien entendre sur le nouveau missel promulgué par le Pape Paul VI.

Proche des moines bénédictins de Fontgombault et des Sœurs Servantes des Pauvres, l’abbé Guérin accompagna des jeunes vers des vocations religieuses, contemplatives et apostoliques. Mais, plusieurs jeunes gens lui partagèrent leur désir de devenir prêtres diocésains. En février 1976, le cardinal Siri, archevêque de Gênes et Dom Jean Roy, Père Abbé de Fontgombault, se rencontrèrent à Rome où ce dernier demanda au cardinal s’il est possible d’accueillir des amis français à Gênes. L’accord fut immédiat : les études au séminaire seraient gratuites et un couvent capucin situé à dix-sept kilomètres du centre-ville serait mis à leur disposition. C’est alors que le 1er novembre 1976, commença la Communauté Saint-Martin par un cours intensif en italien ; suivirent les travaux à entreprendre au couvent de Voltri qui est en très mauvais état. Les années italiennes furent celles de la fondation, avec l’appui constant du cardinal Giuseppe Siri, qui, à sa démission, nomma l’abbé Guérin chanoine d’honneur de sa cathédrale.

L’année 1993 fut celui du retour en France, pour les membres de la Communauté. Aidé par les premiers membres, l’abbé Guérin guida cette installation à Candé-sur-Beuvron, dans le diocèse de Blois. Ce furent des années plus difficiles, marquées par différents problèmes de santé. L’abbé Guérin fut de plus en plus secondé. En février 2004, il présenta sa démission. Demeuré à Candé, il fut rappelé à Dieu le 21 mai 2005. Après ses obsèques à la cathédrale Saint-Louis de Blois, il fut inhumé au cimetière d’Artannes-sur-Indre, son village natal.

Le 18 juillet 2024, un communiqué faisant état des conclusions du rapport de la visite pastorale a révélé des faits reprochés par plusieurs anciens membres de la communauté à l’abbé Guérin. Nous entendons avec douleur la souffrance que certains ont pu exprimer auprès des visiteurs et allons effectuer courageusement ce travail de relecture qui permettra de faire évoluer cette page. Afin de recueillir la parole des personnes qui souhaiteraient se manifester, vous pouvez contacter, au nom de Mgr Matthieu Dupont qui a été nommé assistant apostolique de la communauté, la Cellule d’écoute des diocèses des Pays-de-Loire à l’adresse suivante : paroledevictimespaysdeloire@gmail.com

Biographie

Don Paul Préaux

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Don Paul Préaux, né le 6 octobre 1964 à Laval (Mayenne), rentre au séminaire de la Communauté Saint-Martin alors installée à Voltri (diocèse de Gênes, Italie) en 1982. Il est ordonné diacre en avril 1988 à Saint Raphaël (Var) par le cardinal Siri et obtient son baccalauréat de philosophie et de théologie. L’année suivante, le 4 juillet, il est ordonné prêtre à Gênes par le cardinal Canestri.

En 1990, don Paul obtient une licence canonique de théologie dogmatique à Fribourg (Suisse) et devient responsable de la maison de formation de Voltri. Il est envoyé à Rome en 1992 pour l’année d’habilitation au doctorat et commence ensuite sa thèse.

Nommé, en 1995, chapelain au sanctuaire de Notre-Dame de Montligeon (Orne), il devient recteur de ce sanctuaire consacré à la prière pour les défunts, charge qu’il occupera jusqu’à son élection comme Modérateur général de la Communauté Saint-Martin. Pendant cette période, don Paul est également membre du conseil presbytéral du diocèse de Sées pendant six ans et secrétaire du même conseil pendant 3 ans.

Docteur en théologie en 2005, don Paul est l’auteur d’une thèse sur Les fondements ecclésiologiques du Presbytérium selon le concile Vatican II et la théologie post-conciliaire. Enseignant la théologie dogmatique à l’École de théologie de la Communauté, depuis 1993, il intervient également dans différents lieux d’enseignement, comme le Centre d’études théologiques de Caen. Il est également sollicité pour prêcher des retraites et intervenir dans différents diocèses et communautés, notamment des thèmes de la spiritualité sacerdotale et de l’espérance chrétienne, sur lesquels il a publié des ouvrages.  Renvoi à la page de ses publications.

Le 26 avril 2010, don Paul Préaux est élu Modérateur général de la Communauté Saint-Martin et réélu en 2016 à cette charge pour un nouveau mandat de six ans. Il est à nouveau élu à cette charge en 2022 pour un dernier mandat.