Kuba : Christus inmitten der Schwierigkeiten entdecken

Freitag, 1. Mai 2020

Seit fast 15 Jahren sind die Priester der Gemeinschaft Sankt-Martin auf Kuba im Dienst. Die Pandemie verschlimmert die ohnehin schon schwierige Situation des Landes. Umso mehr gilt die Sorge der Priester besonders den Armen, die in dieser Zeit auf Hilfe angewiesen sind. Don Jean, Pfarrer von Placetas berichtet.

Hier auf Kuba, ist seit Anfang April die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, liturgische Feiern und Versammlungen sind verboten. Wir haben noch keine Ausgangssperre, aber die Regeln werden jeden Tag etwas strenger. Die Kubaner sind aber gewohnt, draussen zu leben und empfinden die Situation als sehr schwierig. Jedenfalls können wir uns noch um die hilflosesten kümmern. Seit 6 Monaten verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage merklich. Wir haben Nahrungsmittelengpässe, Dinge wie Waschmittel und Seife sind Mangelware, obwohl inmitten einer Pandemie eigentlich unverzichtbar…

Wir haben also die Arbeitsaufteilung unter den Mitarbeitern der Pfarrei neu organisiert. Da die Krippen, das Internat und andere Erziehungsprojekte geschlossen sind, nähen die Frauen Schutzmasken und die Männer sammeln Lebensmittel. Jede Woche können wir 80kg Gemüse und 1 oder 2 Schweine auf dem Land holen. Das Ergebnis: Wir können für 200 Personen, die sonst nicht genug für eine echte Mahlzeit hätten, Essen nach Hause liefern. Aber wir wiessen nicht, wie lange das noch so weiter gehen kann, denn die Situation verschlimmert sich schnell. Wir verhandeln auch mit der Partei über eine Erlaubnis, Reis zu kaufen, denn alle Vorräte wurden beschlagnahmt.

Wir versuchen, die Sicherheitsregeln durchzusetzen, aber es ist nicht immer einfach. Die Stoffmasken sind zu arm und verschmutzen schnell. Die Abstände zwischen den Personen sind ein schwieriges Thema… man muss sich vorstellen, dass, wenn ein LKW einen Laden beliefert, sich das sofort herumspricht und 100 bis 300 Personen sofort vor dem Geschäft erscheinen, um stundenlang Schlange zu stehen. Manchmal schlafen die Leute auf dem Bürgersteig, um am nächsten Morgen einen guten Platz zu haben. Um die Menge geduldig zu halten, spucken die Lautsprecher den ganzen Tag Reden von Fidel vor dem Hintergrund der Internationalen, das Ganze unterbrochen von Anweisungen zu den Corona-Regeln.

Ich gebe zu, es ist erschreckend, den desaströsen Zustand des Landes zu sehen. Gleichzeitig geben die Regierenden sich selbstsicher und sagen, das Land sei auf den Coronavirus vorbereitet, es werde keine Probleme geben. Sie haben sogar Ärzte als Helfer nach Italien geschickt, um ein gutes Bild von Kuba abzugeben, obgleich ich über einen befreundeten Arzt weiss, dass es auf ganz Kuba wohl kaum mehr als 200 fuktionierende Beatmungsgeräte auf den Intensivstationen gibt… Wirklich, der Virus kann bei uns grossen Schaden anrichten.

Wir mahnen die Leute zur Vorsicht und zum Gebet. Wir leben wirklich sehr schöne Momente der Grosszügigkeit und echten Glaubens. Wir versuchen, den Kontakt mit denen zu halten, die ihr Haus nicht verlassen können. Wir telefonieren viel, haben Telefonketten geschaffen oder Whatsapp-Gruppen (für die Vernetzteren…). Viele Menschen besinnen sich neu auf Christus und wir versuchen, dem gleich zu tun. Die Karwoche, sonst so schön, war dieses Jahr sehr still…. Seit Ostern gehen wir durch die Strassen, um die Häuser und die Gläubigen zu segnen, mit dem Wasser aus der Osternacht. Das ist unsere Art, von der Gnade der Auferstehung zu leben und alles zu zeigen, dass wir im Glauben und im Gebet verbunden bleiben.

Papst Franziskus sagte: « Auf die Pandemie des Virus wollen wir mit einer Pandemie des Gebetes, des Mitleidens, der Zärtlichkeit antworten. » Inmitten dieser schwierigen Situation passieren hier sehr schöne Dinge, ich glaube überall auf der Welt. Beten wir, dass jeder die Gegenwart des Auferstandenen Christus in dieser Prüfung entdecken möge.